Eisenmangel – Das stille Leiden der Frauen

Eisenmangel – Das stille Leiden der Frauen

Frauen im Menstruationsalter verlieren von der ersten Menstruation (Regelblutung) bis zu den Wechseljahren (Menopause) regelmäßig monatlich mehr oder weniger Blut und damit auch das wichtige Eisen. Addiert man alle Blutungstage im Leben einer Frau zusammen, kommt man bei einer aktiven Blutungszeit zw. dem 13. und 55. Lebensjahr auf eine Gesamtblutungsdauer von 5-7 Jahren und damit auf einen erheblichen Blut- und Eisenverlust! Natürlich kann das verlorene Blut, wie bei jeder Blutung, vom Körper wieder neu gebildet werden. Dazu benötigt der Körper allerdings Zeit und auch Eisen aus den Eisenspeichern, die wiederum durch ausreichende Eisenzufuhr von außen gefüllt werden müssen! 

Das mit der Nahrung aufgenommene Eisen reicht oft nicht aus, um die Eisenverluste durch die regelmäßigen Blutungen auszugleichen! In den meisten Fällen tritt keine Anämie auf, da für die Blutbildung noch genügend Eisen zu Verfügung steht und auch andere Faktoren (z.B. B-Vitamine) an der Blutbildung beteiligt sind. Der Ferritinspiegel (Menge des Speichereisens) sinkt bei Frauen nach dem Beginn der 1. Monatsblutungen (Menarche) kontinuierlich ab. Fällt der Ferritinwert unter 50ng/ml beginnen meist die Symptome. Viele junge Frauen erreichen diesen Ferritinwert von 50ng/ml gar nicht, weil ihre Mütter in der Schwangerschaft schon unbehandelt einen Eisenmangel hatten. Dadurch muss sich der embryonale Stoffwechsel auf wenig Eisen einstellen.

Interessanterweise gibt die Schulmedizin als unteren Normwert für Frauen einen Ferritinwert von 10-15ng/ml an. (Das entspricht nach unseren 15 Jahren Erfahrung den Werten eines 6-jährigen Kindes!) Für Männer gelten Normwerte für Ferritin von 50-400ng/ml! Da die Normalwerte in der Regel aus Durchschnittswerten eines großen Kollektivs von untersuchten Frauen und Männern gebildet werden kommt dieser falsch niedrige Ferritinnormwert für Frauen im Vergleich zu höheren Werten für Männer zustande. Untersucht man 2000 Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, so findet man im Durchschnitt bei Frauen niedrigere Ferritinwerte als bei Männern!

Aber warum?
In dieser Lebensphase haben Frauen in der Norm eine regelmäßige monatliche Periodenblutung, werden schwanger und bekommen Kinder, treiben Sport und arbeiten oder studieren. Männer arbeiten oder studieren, treiben Sport, verlieren aber keineswegs monatlich Blut, in ihren Körpern wachsen keine Kinder heran und auch durch eine Geburt verliert kein Mann Blut! Bis heute wurde in der Leitlinien-Medizin nie gefragt, wie es Frauen wohl gehen würde, wenn sie gleich viel Eisen wie Männer erhielten und die gleichen Ferritin-Normwerte wie bei Männern gelten würden! 

Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für Frauen einen physiologisch tieferen Ferritin-Normalwert als für Männer festzulegen, vor allem dann nicht, wenn der Eisenausgleich offensichtlich zur Beseitigung von Mangelsymptomen führt!

Die naturgemäße „Benachteiligung“ der Frauen durch die Menstruation könnte durch den Eisenausgleich beim Auftreten von Symptomen schnell aufgehoben werden. Dies wäre ein wichtiger Schritt in der medizinischen Gleichberechtigung der Frauen! Über Jahrhunderte wurden die Symptome eines Eisenmangels ohne Anämie in der Medizin fehl gedeutet, Frauen wurden und werden leider immer noch häufig falsch psychiatrisiert! Umfangreiche Forschungen und kontinuierliche Untersuchungen in der Schweiz (www.eisenzentrum.org) haben in den vergangenen 20 Jahren gezeigt, dass Frauen mit einem Ferritinwert <50-70ng/ml in den meisten Fällen Symptome aufweisen, die auf einen Eisenmangel zurückzuführen sind. 

Häufig erhalten diese Patientinnen bisher noch immer nur eine „psychosomatische Diagnose“, werden mit Psychopharmaka oder Verhaltenstherapien behandelt oder gar nicht ernst genommen und trotz erheblicher Beschwerden ihrem Schicksal überlassen. In den letzten Jahren nimmt das Verschreiben von oralen Eisenpräparaten (Tabletten wie z.B. ferrosanol duodenal …) stetig zu. Allerdings wirken diese Substanzen sehr ungenügend. Nur etwa 2-5% einer 100mg Kapsel können vom Darm aufgenommen werden (entgegen 90-100mg Aufnahme bei einer Infusion mit 100mg Eisen). Jeder kann verstehen, dass eine Infusion mit Eisen viel schneller die leeren Speicher auffüllt als die Einnahme von Eisentabletten! Die Nebenwirkungen von oralem Eisen (Tabletten und Säfte) reichen von Übelkeit über Verstopfung bis zu Bauchkrämpfen oder Durchfall. 

Die meisten Ärzte lehnen bis heute die intravenöse Gabe von Eisen ab, verbreiten hier auch aus Unwissenheit sehr viel Angst und Panik über die Eiseninfusionen (das Internet liefert seinen Anteil) oder geben nur sporadisch mal eine (nicht berechnete) ungenügende Menge an Eisen, lassen die Patienten dann wieder mit Ihren Problemen allein. In unserem Eisenzentrum können wir auf über 15.000 Infusionen zurückblicken und haben bisher keinerlei schwere Nebenwirkungen verzeichnet.  Dies gelang und gelingt sicher auch durch eine sehr umfangreiche Anamnese, Aufklärung, stetige Fort- und Weiterbildung des Personals, den gewissenhaften Umgang mit Patienten und die kompetente Betreuung durch unser gesamtes Infusionsteam. 

Bis heute wurde in der Leitlinien-Medizin nie gefragt, wie es Frauen wohl gehen würde, wenn sie gleich viel Eisen wie Männer erhielten und die gleichen Ferritin-Normwerte wie bei Männern gelten würden! 

Behandlungsmöglichkeiten

Heute steht den Eisenzentren die Möglichkeit zur Verfügung, den Eisenmangel anhand der Laborwerte, der Anamnese und der Symptome zu erkennen und die individuell notwendige Eisenmenge für jeden Patienten individuell zu berechnen. 

Anschließend erfolgt zunächst die Auffüllung der leeren Eisenspeicher. Diese Behandlung ist in der Regel nach zwei bis vier Wochen abgeschlossen. Die Verbesserung der körperlichen und psychischen Belastbarkeit, der Erschöpfungszustände und weiterer Eisenmangel-Symptome stellt sich oft innerhalb von 4 Wochen ein (das Haarwachstum dauert natürlich länger). Die Erfolgsquote bei der Behandlung von Erschöpfungszuständen liegt bei fast 80%, bei den übrigen Symptomen etwa bei 60-70%. Um nach erfolgreicher Therapie einen Rückfall zu vermeiden, sollte drei Monate nach Beendigung der Auffülltherapie die Eisenmenge für eine eventl. notwendige jährliche Eisen-Erhaltungstherapie berechnet werden. 

Dadurch erhalten die Patienten die Möglichkeit einen Eisenmangel dauerhaft zu vermeiden.